Sinn des Lebens

Sinn des Lebens

Der Sinn des Lebens:
Verwirklichung von Sprache

Vielleicht, so vermute ich es jedenfalls, liegt der Sinn menschlichen Lebens darin, Sprache zu verwirklichen, wobei ich die Musik und die Mathematik in diesem Fall auch mit zur Sprache zähle.

Ich will gerne noch einen Schritt weiter gehen und vertreten, dass der Sinn jeglichen Lebens in gewisser Weise darin liegt, Sprache zu verwirklichen. Denn alles Leben strebt volens nolens schließlich danach, auf seine ihm mögliche Weise die Ordnung und Struktur der Welt und des Kosmos, den Logos, die Sprache des Kosmos, zu verwirklichen.

Verwirklichung des Sinns

Wir Menschen haben zu diesem Zweck, der uns höchstmöglichen Verwirklichung des kosmischen Logos, unsere menschliche Sprache und manche schönen Wissenschaften und Künste entwickelt. Manche Tiere haben offenbar andere Formen entwickelt, von denen wir teils mehr, teils weniger wissen. (Wale, Ameisen, Termiten, Bienen, Vogel- und Fisch-Schwärme, alle Herden, Gruppen, Familien, Rudel).

Verwirklichung des Lebens

Die Verwirklichung von Sprache in Schrift ist die höchste mögliche Verwirklichung des Lebens. Es ist menschliche Selbstverwirklichung. Entsprechend respektvoll und würdig sollten wir daher mit Sprache und dem Schreiben umgehen, wenn wir zu uns selbst und miteinander reden, wenn wir für uns selbst und füreinander schreiben! Denn im Sprechen und Schreiben erschaffen wir Welten!

Schon höre ich die ermahnenden Stimmen, die mich erinnern wollen, dass die Liebe doch die höchste Verwirklichung des Lebens sei. Da frage ich mich nun, ob Liebe ohne eine ehrliche, aufrichtige Sprache denn überhaupt möglich sei. Ob nicht vielleicht gerade die Sprache, mit Ehrlichkeit und der Orientierung am Wahren, Guten, Schönen die entscheidende Voraussetzung für wahre Liebe sei.

Der Dialog

Dass ich den klassischen Sokratischen Dialog und unser eigenes philosophisches Sprechen und Schreiben für die uns mögliche höchste Form der Verwirklichung von Sprache, von Schrift und somit auch einer Liebe halte, muss ich an dieser Stelle wohl nicht betonen. Das haben Sie sich ja sicherlich schon gedacht.

Zuhören

In den vergangenen Jahren wurde mir jedoch noch eine ganz andere Bedeutung von Sprache für unseren menschlichen Geist bewusst, die ich in stürmisch-jungen Jahren als viel zu anstrengend und absurd verworfen hätte: Wir müssen unsere Liebsten und unsere Klientinnen und Klienten einladen, zu sprechen.

Sprechen, nicht faseln! Wir müssen sie einladen, geordnet zu sprechen; uns in aller Ruhe zu berichten! Wir müssen sie einladen, uns ihre Geschichte und uns ihre Geschichten zu erzählen. Dabei dürfen wir ihnen aufmerksam und in aller Muße zuhören. (Das ist keine vertane Zeit; im Gegenteil!) Damit sie Ihre Gedanken ordnen können. Und damit sie für sich neue, hilfreiche Gedanken entwickeln können.