Freiraum zum Schreiben

Freiraum zum Schreiben

Freiraum zum Schreiben

Wenn wir ein Buch oder einen Text vor uns liegen haben, so wissen wir: Das ist etwas Geschriebenes. Möglicherweise von einer Schriftstellerin oder einem Schriftsteller. Und wenn wir uns vorstellen, wie dieses Buch oder dieser Text entstanden sein mag, so sehen wir einen schreibenden Menschen vor unserem geistigen Auge.

Wie viel vom Schreiben
ist wirklich Schreiben?

Sicher, das Schreiben ist essentiell, damit ein Buch oder ein Text entstehen kann. Selbst, wenn dieses Schreiben von einer Maschine übernommen wird. Ohne das Schreiben geht es nicht. Wahrscheinlich sprechen wir als Schriftstellerinnen und Schriftsteller deshalb stets und so gerne vom Schreiben und meinen in Wirklichkeit doch etwas ganz Anderes.

Das führt manchmal zu befremdlichen Situationen; unter Umständen zu wirkungsstarken Missverständnissen.

So kann es ja durchaus vorkommen, dass Du Dich als erfahrene und routinierte Schriftstellerin oder Schriftsteller, der Du nun mal bist, von Zeit zu Zeit aus Deiner Familie, aus Deinem Freundeskreis und dem ganzen kleinen Rest der Welt zurückziehen willst.

Rückzug

„Aber, warum denn nur?“ wird man Dich fragen. Und Du, mittlerweile innerlich gefestigt und erfahren, wirst antworten: „Weil ich unbedingt, ganz dingend, schreiben muss! – Das verstehst Du doch, oder?“

Wahrscheinlich wird unser liebenswertes Gegenüber mit seriöser, arbeitsamer Mine verständig nicken und uns alles Gute und viel Erfolg für die nächsten drei Tage wünschen. Aber danach könnte man sich doch dann ruhig wieder treffen; „auf ein Bierchen oder so …“ Und Du nickst, weil Du mittlerweile weist: Alles andere als jetzt zuzustimmen, führt zu Spannungen und die lenken Dich wieder wie verhext ab vom Schreiben. Also freundlich: „Na klar!“. Und Du erinnerst Dich: Jetzt schnell hoch mit den Mundwinkeln! Strahlemann! Strahlefrau!

Unerwartetes Rendezvous

Du sitzt in der ersten Frühlingssonne, die Augen geschlossen, den Kopf in den Nacken gelegt und das Gesicht der Sonne zugewandt, das Hemd offen und die Ärmel hochgekrempelt. Und die Welt ist so was von in Ordnung!

Da erscheint plötzlich neben Dir eine nur allzu vertraute Stimme: „Hey! Ich dachte, Du musst schreiben!“

Jetzt nicht zucken, nicht bewegen! Unsichtbar sein! Vor allem nichts sagen! Diese Stimme wird es ja doch nicht verstehen, dass der größte Teil des Schreibens aus der von außen nicht erkenntlichen Entwicklung der Gedanken, die erst später zum Geschriebenen Text führen kann, resultiert.

Dafür muss man dann manchmal auch in der Frühlingssonne sitzen, „in der ersten Frühlingssonne, die Augen geschlossen, den Kopf in den Nacken gelegt und das Gesicht der Sonne zugewandt, das Hemd offen und die Ärmel hochgekrempelt.“ Und die Welt darf so ganz in Ordnung sein.