Sprache, Schreiben und Denken

Sprache, Schreiben
und Denken

Sprache, Schreiben und Denken

[Nicht neu:] Der Mensch ist ein vernunftbegabtes Lebewesen (Zoon).
(- „Zoon Logon echon“ – Ein Lebewesen, das Logos, das Sprache, Denken und Vernunft besitzt. So verspricht es uns jedenfalls schon Aristoteles. Und für Sokrates und Platon war das wohl schon lange eine ausgemachte Selbstverständlichkeit.)

[Auch nicht neu:] Der Mensch ist ein sprachbegabtes Lebewesen.

[Vielleicht neu:] Der Mensch ist ein Sprach-notwendiges Lebewesen. Begibt sich Mensch nicht in klares Denken und in klare Sprache (Logos), ist er kein Mensch; nur noch Lebewesen, nur noch Tier.

Ich möchte noch einen Schritt weitergehen und sogar behaupten: Der Mensch ist ein Schrift-notweniges Lebewesen. Denn erst in der Schrift, im Schreiben und im Geschriebenen kommen wir wirklich zu uns selbst und können so Sprache wirklich verwirklichen.

Klares Denken durch klare Sprache und klares Schreiben

Klares Denken durch klare Sprache ist Notwendigkeit, um überhaupt Mensch zu sein. Oder andersherum beleuchtet: Das Lebewesen Mensch ist nur Mensch, um Sprache zu verwirklichen. Außerhalb der Sprache, des Logos, ergibt es gar keinen Sinn, Mensch zu sein, Mensch werden zu wollen, nicht einfach nur Lebewesen zu bleiben.

Die Sprache und die Denk-Möglichkeiten durch Sprache verleihen dem menschlichen Leben erst Sinn. In der Sprache und im Schreiben kommt der Mensch zu seinem eigentlichen Mensch-Sein; in der Sprache findet der Mensch erst zu sich selbst. Deshalb ist es auch nicht unerheblich, was in der Sprache ist, was gesprochen und geschrieben wird, was gedacht wird. Denn so, wie wir in der Sprache, im Logos, erst zu unserem eigentlichen Selbst finden, so bestimmt das, was gesprochen und geschrieben wird, der Inhalt des Gesprochenen und Geschriebenen, darüber, auf welchem Weg wir unser Ziel erreichen. Und ob wir es überhaupt erreichen, bevor wir unser Ende finden. – Das hieße: Lebewesen bleiben bis zu unserem Ende; ohne das Mensch-Sein jemals zu erreichen. – Ist ja auch ein Weg. Ein möglicher Weg. Allzu oft leider der „normale“ Weg.

Wofür all die Mühe?

Warum also einen anderen, einen schwierigeren Weg einschlagen? – Wegen der Lust am Denken? – Nein, das reicht nicht; Lust wiegt die Mühe nicht auf! Also wegen der Idee, sein Mensch-Sein zu verwirklichen? – Nein, auch eine schöne Idee kann die Mühen und Gefahren wohl nicht aufwiegen. Also wegen …

Den einzigen Grund kann es wohl nur geben durch ein „Ich muss“! Um selbst, als Ich weiter leben zu können! Um selbst am Leben zu bleiben! Um nicht schmerzhaft der erkannten Sinnlosigkeit zu verfallen, sich selbst nicht unter Schmerzen und Qualen der erkannten Sinnlosigkeit anheimzugeben. Um Schmerzen und die Angst vor weiteren, noch schwerer zu ertragenden Schmerzen zu vermeiden.

Oder durch eine Liebe; eine erfüllte Liebe. Eine erfüllte Liebe zur Erkenntnis, eine Liebe zum Sinn und zum Sein, zur Wahrheit und zur Weisheit. Zur Philosophie eben. (Mehr dazu: Sokratesberlin.de)